Neptun besuchen, in türkisblauem Wasser baden und in einer traumhaften Bucht mit Mini-Wildschweinen um den Proviant zanken. Das und noch einiges mehr
erlebt man auf einer Wanderung in die Calanques bei Cassis ...
Eines gleich vorneweg: Wer wie wir vorhat, direkt vom Campingplatz Les Cigales bis zur Calanque d'En Vau zu wandern, muss sich auf eine wirklich lange Tour einstellen. Schließlich sind es allein vom Campingplatz bis zur Calanque de Port Miou schon drei Kilometer – und nur auf Asphalt. Klar, der Hafen von Cassis ist sehr malerisch, aber trotzdem: Wer lieber auf Trampelpfaden als auf Asphalt marschiert, sollte überlegen, mit einem fahrbaren Untersatz zum Port Miou zu fahren. Wir wollten das nicht, hatten mehr Ruhe damit, das große, gemietete Wohnmobil sicher am Campinglatz verwahrt zu wissen.
Am Steinbruch von Port Miou geht es auf einem sandigen, breiten "Forstweg" dahin, eigentlich fast eine Autobahn für Wanderer, aber der Ausblick auf das azurblaue Meer, die weißen Segelyachten und die Karstfelsen an der fjordartigen Bucht ziehen uns schnell in ihren Bann. Im Sommer muss hier wirklich ziemlich viel los sein, das sieht man an der ganzen Umgebung.
Naturschauspiel am Port Miou: Der Atem des Neptun
Nach dem Hafengelände folgen wir einem Trampelpfad auf eine Halbinsel Richtung Pointe de la Cacau. Aus einem tiefen Loch im Felsen hören wir schon von weitem seltsame Geräusche - es hört sich tatsächlich an, als ob die Erde atmen würde. Hier bekommt es Ari etwas mit der Angst zu tun: "Neptun" erschreckt ihn mit seinem Atem :-)
Dabei ist es die Brandung, die weit unten an den steilen Klippen immer wieder einen Luftschwall nach oben drückt. Die Frazosen nennen das Naturschauspiel "Trou Souffleur" oder "den
Atem des Neptuns".
Bucht mit Unterhaltung: tierische und zweibeinige "Sturmtaucher"
Nachdem wir hier - wo es ziemlich windig ist – ein Weile das grandiose Panorama genossen haben, wollen wir unsere Wanderung wieder aufnehmen – und landen ein paar Meter weiter an der zweiten Bucht, der Calanque de Port Pin. Da wir nicht der ausgeschilderten Strecke gefolgt, sondern über einen steilen Steig abgestiegen sind, haben wir einen Platz ganz für uns alleine gefunden.
Wir beobachten die jungen Burschen gegenüber, die in halsbrecherischen Stunts in die blau und grün schimmernde Bucht hüpfen. Am Strand räkeln sich einige Badegäste in der Sonne. Im Wasser taucht immer wieder ein Sturmtaucher auf und verschwindet wieder in den klaren Fluten – auch Ari ist also nur mit Gucken völlig beschäftigt.
Es ist ein viel zu schöner Platz, um weiter zu wandern, und so machen wir schon wieder mal Pause. Leider haben wir keine Badesachen dabei – oder Gott sei Dank, ich denke, sonst wären wir an dem Tag überhaupt nicht mehr gewandert ...
Irgendwann raffen wir uns dann doch auf und folgen dem gut ausgeschilderten Teil des Fernwanderweges GR 98 B R, der uns steil und kurvenreich auf das Plateau de Cadeiron führt. Schon unten in Bucht haben wir Hinweisschilder gesehen, die uns vor Wildschweinen warnten. Wir ulken noch herum, dass Asterix und Obelix ja aus einer französischen Feder stammen und wundern uns, ob es hier wohl eine ähnliche Wildschweinplage wie zu Hause gibt.
Klettern auf dem Weg in die malerischste Bucht d'En-Vau
Oben angekommen treffen wir auf eine Forststraße, überqueren diese und folgen dem rot-weiß markierten Pfad in sehr schroffes, wenig bewachsenes, ja fast schon alpines, steiles Gelände. Es geht im Zickzack steil bergab, an vielen Stellen muss man an den schrofigen Felsstufen die Hände zu Hilfe nehmen und es ist absolute Trittsicherheit und Vorsicht gefragt – die Steine sind nämlich sehr abgespeckt und wahnsinnig glatt.
Auch Ari mussten wir bremsen, damit er diese Stellen unbeschadet übersteht, aber er pariert ja gut und ist bergerfahren, so dass es kein großes Problem für ihn war. Kleine oder unsichere Hunde könnten allerdings Schwierigkeiten bekommen.
Schließlich wandern wir über ein tiefes Schotterband weiter steil nach unten, bis es eben auf einem sandigen Pfad dahin geht - und wir endlich in der tollen Calanaque d'En Vau stehen.
Umgeben von tollen Kletterfelsen öffnet sich ein idyllischer Traumstrand mit weißen Kieselsteinen. Noch zwei Pärchen sind da und genießen die wunderschöne Umgebung. Plötzlich zuckt Ari zusammen und ist absolut fasziniert von etwas, was uns noch gar nicht aufgefallen ist: Wildschweine!
Nicht die Kaliber, die wir von Zuhause kennen, und tatsächlich sind wir uns bis heute nicht sicher, ob das nun junge Wildschweine waren oder ob es hier eben Mini-Wildschweine gibt. Jedenfalls verstehen wir jetzt die Warntafeln: Man muss nämlich ständig auf seinen Rucksack aufpassen, die wenig scheuen Borstentiere suchen nämlich darin zu gerne und vor allem rabiat nach Proviant. Dank Ari – beziehungsweise nur seine Anwesenheit, er ist nämlich völlig still – macht die Gruppe einen Bogen um uns.
Langer Rückweg nach Cassis mit toller Sonnenuntergangs-Stimmung
Nachdem wir auf dem Weg hierher ziemlich viel Zeit mit Pausen, Aussicht genießen und Fotostopps verbracht haben, müssen wir uns auch schon wieder auf den Heimweg machen. Wir wählen nicht den gleichen Weg zurück, sondern folgen einem mit blauen Punkten bezeichneten Weg über das Plateau de Cadeiron hin zu einer Jugendherberge.
Der Weg, der zum Teil über eine steile Straße mit Betonplatten führt, zieht sich etwas, aber er bietet auch tolle Panoramaaussichten, auf die wir ungern verzichtet hätten: Das Cap Canaille strahlt uns im letzten Sonnenschein entgegen, sogar das Meer hat einen roten Schleier, wo sich der orange-rote Felsen spiegelt.
Wir genießen die wunderbare Gegend still dahin wandernd. Zurück in Cassis haben wir keine Lust auf Rummel und Abendessen am Hafen und entscheiden uns, am Supermarkt, den wir gerade noch geöffnet finden, eine Flasche Wein zu kaufen. Jetzt müssen wir nur noch die letzte Steigung des Abends zum Campingplatz schaffen – und den wunderbaren Tag ausklingen lassen ...
Tipps für die Wanderung mit Hund:
Allgemeine Hinweise:
Länge unserer Tour: ca 15 km
Höhenmeter: ca. 540 Hm
Dauer (durchschnittlich): gute 5 h (reine Wanderzeit)
Bewertung: Mensch: rot, ein Stück schwarz
Startpunkt: Campingplatz Les Cigales; auch Hafen von Cassis oder Parkplatz beim Port
Miou möglich - dort aber für Wohnmobile nicht ganz einfach zu parken und offizielle Hinweise auf Diebe
Einkehr: viele Lokale im Hafen von Cassis und im Stadtgebiet
Streckenverlauf: Campingplatz - Hafen von Cassis - Calanque de Port Miou - Calanque de Port Pin - Calanque d'En-Vau - Forêt de la Fontasse - Auberge de Jeunesse - Port Miou - Cassis - Campingplatz
Weitere Infos:
Wegen Waldbrandgefahr ist eine Begehung der Calanques im Sommer (Juli bis Mitte September) nicht immer und überall möglich.
Hier gibt es einen Übersichtsplan von Cassis und den möglichen Wanderungen.
Tipps zu den Wanderungen und Routenverläufen gibt es im Rother Wanderführer Provence und im Womo-Reiseführer Band 37
Hundespezifische Hinweise:
Bewertung: Hund: rot, ein Stück schwarz
Wasser: gibt es nicht, nur Salzwasser
"Hotspots" für Hunde:
sehr scharfe Kalksteine über die ganze Strecke; schrofige, hohe Felstreppen mit Sprüngen beim Abstieg in die Calanque d'En Vau, für kleine und nicht bergerfahrene Hund schwer machbar; langes Schuttfeld mit scharfkantigen Steinen; In der Calanque d'En Vau freilebende Wildschweine, Vorsicht!
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Gero (Sonntag, 20 März 2016 17:15)
Tolle Aufnahmen und ein schöner Bericht! Wir sind häufiger in der Gegend um Cassis, aber den Hund haben wir noch nie mitgenommen (ist aber auch Zuhause in guten Händen). Vielleicht sollte er doch mal mit.
ubaTaeCJ (Dienstag, 06 September 2022 15:09)
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ubaTaeCJ (Dienstag, 06 September 2022 15:11)
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