Eine wilde Schlucht, der Jägersteig und ein Gewitter: Die Hörndlwand ist für bergerfahrene Hunde eine spannende Tour und sorgte auch bei uns für Adrenalin ...
Bis zum Nachmittag sollte es endlich einmal keine Gewitter geben, und so wählten wir die relativ nah gelegene Hörndlwand als Tagesziel. Ohne Hund hatte ich sie schon "mehrfach" bezwungen, im Hinterkopf war mir noch der etwas ausgesetzte Jägersteig, der aber einem bergversierten Vierbeiner nicht viele Hindernisse in den Weg setzen sollte.
Hundgerecht: Am Rammelbach entlang zur Brandner Alm
Vom Parkplatz neben dem Gasthaus Seehaus aus wandern wir zunächst eine befestigte Forststraße entlang, bis in der zweiten Kurve der Wanderpfad links abzweigt. Über einen steinigen Steig und mehrere Holzbrücken geht es durch die wild-romantische Schlucht des Rammelbaches und dann am Zeller-Graben entlang.
Ari kann natürlich nicht nein sagen zu dem plätschernden Bach und springt immer wieder in das kühle Nass. Wir genießen derweil die Atmosphäre im "bayerischen" Urwald und steigen steig bergan bis zum Almgelände der Brandner Alm.
Wir durchschreiten ein Kuhgatter, halten die Augen nach den Rindern offen und Ari an der Leine, ganz so, wie es in der Broschüre zum Umgang mit Rindern steht. Gott sei Dank haben sich die Wiederkäuer absolut außer Reichweite bis ganz hinter die bewirtschaftete Brandner Alm auf ein Plateau zurückgezogen und stellen so überhaupt keine Gefahr dar. Friedlich auf der Almwiese liegend tragen sie sogar zur typischen Chiemgauer Alm-Atmosphäre bei.
Wir stapfen an dem bunten Blütenmeer vorbei, immer dem Trampelpfad nach, gelangen wieder durch ein Weidegatter, um danach vom offenen Gelände wieder in den Wald einzutauchen. Der Weg wird wurzeldurchsetzter und nach Regenfällen durchaus matschig, je tiefer man in den Bergwald eintaucht. Mitten im Wald wird man schließlich an einem Wegweiser vor die Wahl gestellt, durch das Ostertal (für nicht so erfahrene Kraxel-Hunde) oder über den Jägersteig auf die Hörndlwand zu steigen.
Jägersteig zur Hörndlwand: Nur für Geübte oder kraxeln mit Hund
Wir entschieden uns hinauf für den Jägersteig, wollen hinunter dann über das Ostertal gehen. Wir wandern durch den Wald weiter nach oben bis zur Hörndl-Alm, von der aus das "Hörndl" schon sehr gut zu sehen ist.
Ein Stück hinter der Alm, die nicht bewirtschaftet ist, beginnt der Jägersteig. Er ist schwarz markiert und es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man alpine Erfahrung braucht. Meiner Ansicht nach gilt das nicht nur fürs Herrli, sondern auch für den Vierbeiner.
Unser Vierbeiner meistert die Schrofen, die Steintreppen und Sprünge sowie das ausgesetzte Gelände mit seinem Allrad ohne Probleme – wir müssen nur aufpassen, dass sich Ari vor lauter Übermut nicht verschätzt oder zu wenig Acht gibt.
Vom Steig, der schon ziemlich ausgewaschen ist und immer wieder für kleine Steinschläge sorgt, hat man wunderbare Aussichten. In unserem Falle leider auch auf Regenwolken, die sich bilden, dann aber Gott sei Dank wieder aufreissen und sich nach ein paar Tropfen auflösen.
Oben führt ein enger Pfad durch Latschen, der nicht ganz angenehm ist, weil man über hohe Wurzel und Felsen, die sehr abgespeckt sind, steigen muss. Am ersten Gipfelkreuz (es gibt weiter hinten noch ein zweites) suchen wir uns etwas unterhalb ein Plätzchen, das auch für Ari bequem ist - schließlich will ein Wanderhund nicht auf spitzen Steinen rasten. Grandios ist die Aussicht, die man hier hat: Auf der einen Seite der Chiemsee, auf der anderen Seite die Alpen bis tief hinein ins Zentralgebirge.
Beim Abstieg müssen wir uns wieder wundern, wie eilig es manche haben und mit wie wenig Rücksicht so mancher Bergwanderer unterwegs ist: An einer kniffeligen Stelle warte ich mit Ari oben, bis vor mir der Weg frei ist. Ein entgegenkommender Wanderer wartet, bis ich Ari das Kommando zum Abstieg gebe, da kommt von hinten ein dritter, der nur zu Boden stiert und irgendwie gar nicht mitbekommt, das wir auch noch da sind.
Ich habe Ari das Kommando schon gegeben, der läuft los und trifft so mitten am Fels auf den eiligen Wanderer, der an dem Wartenden einfach vorbei gelaufen ist und sich schnell vordrängelt. Ari weicht aus, der Wanderer guckt plötzlich ganz überrascht und rempelt auch noch an mir vorbei... An anderer Stelle kann so viel Unaufmerksamkeit gefährlich sein und so kann ich es nicht lassen, ein wenig hinterher zu motzen und allesamt schütteln wir den Kopf...
Durchs Ostertal direkt ins plötzliche Gewitter gewandert
Da sich der Himmel so schön aufgelockert hat, beschließen wir, uns noch gemütlich in die wunderschön blühende Bergwiese unterhalb der Hörndlwand zu legen.
Ari findet die Idee nicht ganz so toll, viele dicke Fliegen und auch Bienen summen um ihn herum und wie immer ist ihm das so unheimlich, dass er sich nicht entspannen kann. Dann auch noch Ameisen! Wir geben auf und machen uns an den Abstieg – im Nacken schiebt sich plötzlich auch eine dunkle Wolke zusammen, und der wollen wir entkommen.
In Serpentinen schlängelt sich der Weg durchs Ostertal, beim absteigen hat man wiederum schöne Aussichten und kann den Weg so richtig genießen. Schließlich trifft man wieder auf die schon bekannte Kreuzung im Wald und gelangt so auf den Weg zurück zur Brander Alm.
Dort angekommen, beginnt es zu tröpfeln. Wir sind froh, schon so weit zu sein und entschließen uns, nicht die Forststraße nach unten zu nehmen, sondern den Steig - der soll schneller zum Parkplatz führen. Kaum im Wald eingetaucht, prasselt der Regen richtig nieder und verwandelt in kürzester Zeit den Wanderweg in einen Bach.
Wir lachen noch, ziehen unsere Ponchos über, Hüte auf und wandern weiter. Mir persönlich vergeht das Lachen, als ich den ersten Donner höre. Etwa 15 Minuten vom Auto entfernt entlädt sich über uns ein Gewitter, das ist nichts für meine (in dieser Beziehung) schwachen Nerven.
Das auch noch: Ari reißt sich während des Gewitters eine Kralle ab
Plötzlich lahmt auch noch Ari - er hat sich wohl durch unsere Hektik angesteckt, schnell nach unten zu kommen, eine Kralle an der Pfote fast komplett abgerissen. Ich kann ihm jetzt leider auch nicht wirklich helfen.
Bei den Regemassen einen Verband anzulegen oder die Stelle zu desinfizieren - völlig unmöglich und mir persönlich wegen des Gewitters auch zeitlich zu gefährlich! Mein treuer Begleiter hält sich aber nach ein paar tröstenden Worten tapfer und wir kommen - die Hosenbeine und Schuhe bis hinauf zum Oberschenkel komplett durchnässt - am Auto an.
Trockengerubbelt sitzen wir schließlich im Auto – Aris Pfote habe ich kontrolliert, gesäubert und die Verletzung als nicht außerordentlich schlimm diagnostiziert – und fahren glücklich nach Hause, wo Ari dann komplett verarztet wurde.
Tipps für die Wanderung mit Hund: Hörndlwand
Allgemeine Hinweise:
Länge der Tour: 13 km
Höhenmeter: 1000 Hm
Dauer (durchschnittlich): 5 h
Bewertung: Mensch: schwarz, ein paar Stellen rutschig, teils abgespeckter, brüchiger Fels, alpiner Steig nur für Geübte, nicht versichert, ausgesetzt
Parkplatz: Wanderparkplatz beim Gasthaus Seehaus
Anfahrt: von Ruhpolding Richtung Reit im Winkl, dann rechts (GPS: N47 42.685 E12 37.291)
Einkehr: Gasthaus Seehaus
Strecke: Parkplatz - Brandner Alm - Hörndl-Alm - Hörndlwand - Ostertal - Brandner Alm - Parkplatz
Hundespezifische Hinweise:
Bewertung: Hund: schwarz, schrofiges Gelände zum Klettern und Springen, teils ausgesetzt,
Wasser:
• auf dem Weg zur Brander Alm am Bach immer wieder
• nach der Brandner Alm an einer Kreuzung im Wald
• Jägersteig, Gipfel, Almwiese und Weg durchs Ostertal ohne Wasser
Tipp: unbedingt Geschirr anlegen, um dem Hund bei schwierigen Passagen helfen zu können - wenn nötig
"Hotspots" für Hunde:
• viele Holzbrücken, teils durchsichtig, Treppen udn Stufen
• auf dem Gelände der Brandner Alm Weidebetrieb
• Jägersteig und Gipfelanstieg nur für bergerfahrene Hunde zu empfehlen, Ausweichroute ist der Weg über das Ostertal und Alternativziel die schöne Bergwiese unterhalb der Hörndlwand - mit schöner Aussicht
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