Sport ist Mord – auch für den Hund? Mein Wanderhund Ari hat vom Tierarzt eine Zwangspause
verordnet bekommen. Lest hier, warum ...
Die letzten Wochen waren ziemlich turbulent - nicht etwa, weil wir so viele Erlebnisse auf unseren Bergtouren gehabt hätten - nein, es war nervlich turbulent, zumindest für
mich.
Los ging es damit, dass Ari Probleme beim Springen in den Kofferraum hatte. Zuerst kaum zu bemerken, dann immer deutlicher, bis er am Ende den Satz überhaupt nicht mehr schaffte.
Ari ist jetzt sechs Jahre alt und ich habe immer sehr auf eine gleichmässige Auslastung und Belastung geachtet. Da das Verhalten sehr ungewöhnlich war, bekam er Springverbot - was zur Folge
hatte, dass ich mehrmals täglich knapp 35 Kilo heben "durfte" – und zusätzlich einen Termin beim Tierarzt fixiert habe.
Meine Haustierärztin tastete Ari ab und fand eine deutlich schmerzhafte Stelle in der rechten Hüftgegend. Da Ari bis zu diesem Zeitpunkt nicht HD-geröngt war, war eine Vollnarkose die Folge und vier Röntgenbilder später war ein absolut sauberer Befund klar. Therapievorschlag der Tierärztin zwei Wochen Ruhe und Traumeel.
Schwammige Diagnose, flaues Bauchgefühl und eine Hunderampe
Wieder daheim habe ich zudem gleich eine Hunderampe für Ari bestellt, weil die Ladekante unseres Kia Sorento
ziemlich hoch ist (hier findet ihr meinen Test der neuen Hunderampe). Im Alter sollte
er das sowieso nicht mehr hoch springen müssen. Ansonsten waren kürzere Gassirunden angesagt. Traumeel ist sowieso immer daheim. Ari machte insgesamt einen ganz guten Eindruck, trotzdem ließ mich
ein flaues Gefühl in der Bauchgegend nicht los - mir war der Befund zu schwammig und ich wollte unbedingt einen Physiotherapeuten auf Ari schauen lassen, weil ich vermutete, dass es kein
skelettöses, sondern eventuell ein muskuläres Problem sein könnte.
Die nächste Hunde-Physiotherapeutin ist von mir aus rund eine Stunde Fahrt entfernt, trotzdem hab ich dort angerufen, um einen Termin zu vereinbaren. Sie erklärte mir, dass bei
den Symptomen evtl. ein Problem zwischen letztem Lendenwirbel und dem Kreuzbein vorhanden sein könnte und sie ohne genaue Diagnose, auch wenn sie die nächsten vier Wochen einen Termin frei hätte,
nicht behandeln würde.
Also musste ein Termin beim Spezialisten her. Schreckliche Erinnerungen
wurden bei mir wach - nicht, weil das ein schlechter Arzt wäre, im Gegenteil, aber weil ich mit meinem ersten Hund Samson einiges an Rückenbeschwerden samt Operation, Goldakupunktur usw.
hinter mir habe. Deshalb wahrscheinlich auch das ständig schlechte Bauchgefühl, die Angst, Ari könnte das gleiche Schicksal jetzt schon mit sechs Jahren ereilen.
Vor der Hunde-Physiotherapie ein Termin beim Neurologen
Ziemlich nervös sah ich also unserem Termin entgegen, und obwohl es schon über zehn Jahre her ist, konnte sich der Arzt auch noch an unser gemeinsames "Martyrium" mit Samson genau erinnern.
Der war nämlich super erfolgreich operiert worden, bekam aber kurz drauf eine Nervenerkrankung, die nicht behandelbar und vor allem nicht testbar ist. Samson musste also dann doch viel schneller
als gedacht über die Regenbrücke gehen, weil ihm im wahrsten Sinn des Wortes die Nerven von hinten nach vorne abstarben...
Aber zurück zu Ari: Der Tierarzt untersuchte ihn sehr gründlich mit den Händen, fühlte Zentimeter für Zentimeter ab. Ari zeigte ihm und mir sehr deutlich, dass das Problem wirklich in (bzw.
an) der rechten Hüfte steckt. Die Vermutung des Fachmannes: Ein verstecktes Problem in der Hüfte, aber wahrscheinlicher ein Muskelproblem im Quadriceps bzw. im Iliopsoas oder einem dort
versteckten Nerv. Genaue Diagnose nur im Röntgen feststellbar bzw., wenn dort nicht, dann im CT.
Also Ari wieder unter Narkose gesetzt und Frauli zwei Stunden zwischen banger Hoffnung und blanker Angst vor einem größeren Nervenproblem. Dann endlich die Erlösung: "Basal gute
Nachrichten". Weder versteckte Nerven noch die Wirbelsäule machen Probleme – die Muskeln sind "nur" dermassen verhärtet, dass Ari bei bestimmten Bewegungen heftige Schmerzen hat. Neben
Physiotherapie verschrieb der Experte ein Muskelrelaxans (Ortoton) und ein Mittel zum Muskelaufbau (Cardiotin plus).
Trotz der hohen Kosten - es musste in mehrschichtiges CT gefahren werden, um ein Nervenproblem komplett auszuschließen - fiel mir ein Stein vom Herzen, versicherte der Arzt mir
doch, dass man das alles bei richtiger physiotherapeutischer Behandlung wieder ins Lot bringen könnte und der Rücken komplett sauber sei.
Vier Wochen warten auf die Physiotherapie - nein, danke ...
Dank eines Tipps aus einer Facebook-Hunde-Gruppe stieß ich dann bei meiner Suche nach einer Physiotherapeutin, die einen früheren Termin anbieten konnte.
Gestern hatten wir unseren ersten Termin. Die Therapeutin zeigte mir, wie fest der Iliopsoas ist, gespannt und knallhart wie eine Bogensehne. Sie stellte auch fest, dass Ari viel der Last
auf seine Vorderhand überträgt und er hinten für seine sportlichen Aktivitäten eher gering bemuskelt ist. Unser Auftrag also: Iliopsoas lockern und Rücken- sowie Oberschenkelmuskeln
aufbauen.
Zunächst hat sie aber mit einem Laser einen "Nebenkriegsschauplatz" behandelt. Ari hat sich nämlich die rasierte Stelle von der Infusion während des CTs am Bein mehrfach wund geleckt - trotz
Verbandes. Um die Wundheilung zu verbessern, gabs nach der Voruntersuchung, was die Muskeln betrifft, also eine Laserbehandlung. Für den Rücken war Rotlicht angesagt und danach gabs einen
Behandlungsplan: Zunächst muss der Rückenmuskel wieder "weich" gemacht werden, das soll mit Massagen und Laser positiv beeinflusst werden. Mit speziellen Übungen und Wasserlaufband werden dann
die betreffenden Muskelparteien aufgebaut.
Von der Gabe des Muskelrelaxans habe ich übriges in Absprache mit der Physiotherapeutin Abstand genommen. Mir war das Risiko der Nebenwirkungen zu groß. Ich möchte es erst mit den manuellen
Möglichkeiten versuchen, falls es wirklich nicht klappt, den Muskel so zu lockern, könnte ich das Relaxans immer noch geben.
Einmal pro Woche werden wir jetzt zur Physiotherapie fahren, für daheim gibt es Übungen und Wellnessprogramm:
• Rotlichtbestrahlung
• Magnetfeldtherapie (habe eine Matte für Menschen daheim)
• für seine verspannten Nacken-Faszien die Übung "dreh den Kopf"
• für seinen Rücken die Übung "Verbeugen" - heisst bei mir "Yoga" in Anlehnung an die Übung "Hund"
Dazu kommt ein absolutes Berg-Verbot, denn die betroffene Muskelpartie ist für das Bergauflaufen und eben das Springen zuständig. Gassigehen und gleichmäßiges Joggen ist dagegen kein Problem.
Ursache liegt nicht am Bergwandern, sondern wohl beim Reiten
Ach ja: Warum Ari das Ganze hat, ist nicht ganz geklärt. Meine Befürchtungen und Schuldgefühle, ich hätte Ari durch unsere Bergwanderungen überanstrengt, haben
mir nicht nur der Arzt, sondern auch die Physiotherapeutin genommen.
Viel wahrscheinlich ist, dass sich Ari seine Muskelprobleme bei unserem "Nebenhobby", nämlich meinem Pferd Karo, zugezogen hat. Beim Losreiten kommt Aris einzige Unart durch: er hat da regelmäßig
seine "spinnerten" Minuten, wo sich der Aussie-Typische Schalter im Kopf umlegt und er wie ein Verrückter zum Pferdekopf hochspringt, sich im Hochsprung windet und sofort nach
dem unkoordinierten Aufkommen in den unglaublichsten Verdrehungen los sprintet.
Aris Job als Reitbegleithund ist also momentan auf alle Fälle an den Nagel gehängt, und bevor er da wieder mit darf, muss er Übungen zum Aufwärmen machen ...
Wir müssen also jetzt in der Vorweihnachtszeit auf Bergtouren verzichten, aber dann komme ich hoffentlich endlich dazu, viele Touren, die schon lange auf Halde liegen, für euch
aufzubereiten.
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