Bike & Hike mit Hund im Fahrradanhänger - so geht's!

Was bringt jemanden dazu, seinen Hund im Anhänger mit dem Rad bergauf zu ziehen? Was hat eine Bike & Hike Tour überhaupt für Vor- und Nachteile und wie kann der Hund an den Fahrradanhänger gewöhnt werden? All diese Fragen hat mir Katrin Eichhoff von radlhund.de im Interview beantwortet und dazu einige Geheimtipps da gelassen ...

Katrin: "Ich bin Radfreak durch und durch. Als Napoli als mein erster Hund zu mir kam, wurde mir klar, dass Radfahren und Hund nur eingeschränkt verträglich sind. Denn das, was ich unter „ernsthaft Radfahren“ verstehe, sprich über weitere Strecken und mit höherer Geschwindigkeit, ist mit keinem Vierbeiner möglich. Wenn wir mit Anhänger im „Flachland“ unterwegs sind, machen wir wenig Strecke. Läuft Napoli, trödelt er und ich könnte mein Rad schieben statt fahren. Fährt er im Anhänger, geht das nur eine gewisse Zeit gut, bevor die Nörgelei beginnt.

Weil ich sehr gern in den Bergen bin, lag es auf der Hand, einmal Bike & Hike auszuprobieren. Und siehe da: die für uns optimale Kombination war gefunden. Bergauf muss mein kleiner Freund laufen und wir haben in etwa gleiches Tempo. So wirklich viel Freude macht ihm das aber nicht, weil er breite Forststraßen langweilig findet. Seine Laune steigt sprunghaft an, wenn wir das Rad deponiert haben und auf den Wanderpfad einbiegen."

Na, und ich genieße das Gehen auch, nur eben in Maßen. Abwärts sausen wir dann mit fliegenden Ohren und ich freue mich bei jedem Wanderer, den wir überholen, dass ich mir mit Rad elend lange Märsche erspare."

Katrin: "Früher (ohne Hund) bin ich sehr gerne aus dem Tal bereits mit dem Rad angereist, weil ich es einfach umweltfreundlicher finde, nicht per Auto den höchstgelegenen Parkplatz anzusteuern. Heute starten alle meine Touren unmittelbar zu Beginn einer Forststraße damit Napoli gleich los laufen kann. Das empfinde ich als klaren Nachteil. Doch mit angeleintem Hund eine verkehrsreiche Straße bergauf zu radeln oder ihn gar im Anhänger zu ziehen, ist für mich keine Option.

Woran man mit Anhänger im Gebirge unbedingt denken muss, sind die Kräfte, die bei der Abfahrt auf die Fahrradbremsen einwirken. Mit Anhänger, Hund und Eigengewicht müssen die Bremsen schon mal 100 kg und mehr zum Stillstand bringen – und das ist eine Menge. Durch konstantes Betätigen der Scheibenbremsen erhitzen diese und können versagen. Ich habe schon erlebt, wie es ist, den Bremshebel zu ziehen und ins Leere zu greifen. Kein schönes Gefühl. Deshalb bin ich immer besonders aufmerksam, wenn Hundehalter im Gebirge zwei Hunde in einen Anhänger packen wollen. Das ist einfach risikoreich."

Katrin: "Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Ich persönlich habe Napoli über Monate (!) in Minischritten an den Anhänger gewöhnt. Ich wollte, dass er freiwillig einsteigt, drinnen bleibt und gerne mitfährt. Gelegentlich erlebe ich, dass Hunde mehr oder weniger in den Anhänger gezwungen werden, die Hundehalter dann schnell das Verdeck schließen und losfahren. Damit ist meines Erachtens der Ärger vorprogrammiert. Ich habe mit meinem Vierbeiner stets unangeleint und mit offenem Verdeck geübt.

Nachdem Napoli indoor den Anhänger als Ruheplatz längst akzepiert hatte, sind wir ins Freie gegangen. Dort gab es wieder eine Hemmschwelle, so dass wir alle Übungen wiederholt haben. Als draußen das Einsteigen und Liegenbleiben wieder ganz gut klappte, war der Weg zum Ziel immer noch fern, denn sobald ich auf’s Rad steigen wollte, ist Napoli heraus gesprungen. Ich habe mein Rad kilometerweit geschoben bis es dann doch endlich geklappt hat."

Katrin: "Negative Erfahrungen mache ich immer dann, wenn es mit Weidevieh problematisch wird. Das sind Momente, die mich ganz schön ins Schwitzen bringen. Napoli hat Respekt vor Rindern und wohl auch einen Schutzinstinkt. Jedenfalls gebärdet er sich in ihrer Nähe an der Leine fürchterlich. Manchmal treibe ich auf einem Forstweg, mit der einen Hand das schwere Gespann schiebend, mit der anderen meinen Vierbeiner im Zaum haltend, Wiederkäuer vor mir her und verzweifel fast. Wenn es berg- und talseitig unwegsam ist oder die Viecher einfach keine Lust haben, kann es eine ganze Weile dauern, bis sie die Forststraße verlassen und sich die Situation entspannt.

An das eine, schönste Erlebnis kann ich mich genau so wenig erinnern. Eine Tour berauscht mich immer dann am meisten, wenn ich einen abenteuerlichen Kick hatte. Entweder habe ich mich über Altschneefelder abgemüht und bin dafür mit absoluter Einsamkeit und einem weißgezuckerten Gipfelpanorama belohnt worden. Oder ich habe aus einer Hin- und Zurück-Tour eine Rundtour gemacht, indem ich weglos zum Bikedepot zurück gefunden habe."